Von China lernen

Ausgabe vom 16.04.2024
Seite 5
Von Frank-Thomas Wenzel



Chinas neue ökonomische Strategie bei Klimaschutztechnik ist eine Mischung aus Improvisation und aggressivem Dumping. Die Produktion insbesondere von Solartechnik läuft inzwischen derart überdreht, dass der heimische Markt die gigantischen Mengen schon lange nicht mehr aufnehmen kann. Das Ventil für die Überproduktion ist der Weltmarkt. Die Module kommen schneller übers Meer, als sie hierzulande verkauft werden können. Deshalb haben sich die Preise halbiert.

Das aggressive Dumping hat die vom chinesischen Staat durchaus gewollte Nebenwirkung, dass Konkurrenten aus anderen Ländern verdrängt werden. Das könnte die Abhängigkeit Europas von Chinas Solartechnik noch steigern. Jetzt will die EU mit einem Solarpakt dagegenhalten. Die Staaten wollen bei öffentlichen Aufträgen und Förderprogrammen auch Cybersicherheit oder gute Geschäftspraktiken berücksichtigen, um Solartechnik ­„made in EU“ zu fördern. Schön und gut, aber nicht genug.

Europa muss die Sache strategisch angehen: zunächst Vorräte an Solarmodulen anlegen, um nicht von chinesischen Exportstopps kalt erwischt zu werden; zweitens die Beschaffung auf mehr Länder aufteilen. Der Aufbau eines Recyclingsystems ist ohnehin wegen des Umweltschutzes angesagt und kann nebenbei die Selbstversorgung steigern. Innovationsförderung ist wichtig, um bei der nächsten Generation der Solartechnik vorn zu sein.

Der wichtigste Punkt: Das muss konsequent über viele Jahre durchgehalten werden. In China läuft zwar einiges schief, vorbildlich ist aber, mit welcher Beharrlichkeit die erneuerbaren Technologien seit gut zwei Jahrzehnten vom Staat vorangetrieben werden. Da kann Europa viel von China lernen.