Keine Eskalation an der Börse

Der iranische Angriff auf Israel bleibt an den Märkten ohne die befürchteten Auswirkungen

Ausgabe vom 16.04.2024
Seite 5
Von Stefan Winter


An der US-Börse blieben die Anleger ruhig.Foto: Frank Franklin/ap

Hannover. Als am Montag die Börsen öffneten, passierte das Gegenteil dessen, was viele Experten vorausgesagt hatten. Trotz des iranischen Angriffs auf Israel stiegen die Aktienkurse, der Ölpreis fiel, die Flucht in die sicheren Häfen blieb weitgehend aus.

Lediglich der Dollar als klassische Krisenwährung legte gegenüber dem Euro deutlich zu. Am Wochenende war noch heftige Unruhe an den Finanzmärkten befürchtet worden. „Öl und Gold werden steigen, US-Staatsanleihen ebenso“, sagte der angesehene Kapitalmarktexperte Mohamed El-Erian dem „Handelsblatt“. Doch am Montagnachmittag lagen alle drei im Minus: Der Ölpreis fiel um fast 3 Prozent, Gold um ein halbes Prozent, und US-Staatsanleihen verloren ebenfalls an Wert, sodass die Rendite bei zehn Jahren Laufzeit auf 4,6 Prozent stieg, den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Der handelsfreie Sonntag dürfte Schlimmeres verhindert haben. So hatten die Anleger einen Tag lang Zeit, die Folgen des iranischen Angriffs zu analysieren – und kamen zu dem Schluss, dass sie vorerst weniger gravierend sein dürften als befürchtet.

Seit dem mutmaßlich israelischen Angriff auf die iranische Botschaft vor zwei Wochen in Damaskus wurde der angekündigte Vergeltungsschlag gefürchtet. Entsprechend war bereits der Ölpreis gestiegen, in der Spitze kostete ein Fass (159 Liter) der Sorte Brent in der vergangenen Woche rund 92 Dollar. So halten sich auch die Spritpreise seither auf hohem Niveau. Nach Angaben des Portals Clever-tanken ist der Durchschnittspreis für einen Liter E10 in den vergangenen vier Wochen kontinuierlich von 1,78 auf 1,86 Euro am vergangenen Sonntag gestiegen. Beim Diesel ging es dank eines Dämpfers in der vergangenen Woche nicht so steil aufwärts.

Am Montag siegte an den Märkten wohl die Einschätzung, dass es der Iran mit seinem Angriff offenbar nicht auf maximalen Schaden abgesehen hatte und Israels Verbündete auf eine gemäßigte Reaktion dringen. Bei Aktien herrschte geradezu Erleichterung. Nach dem schwachen Freitag stieg der Dax um mehr als ein Prozent, und auch die US-Börsen starteten deutlich im Plus. Die Gewinne dürften aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nervosität spürbar gestiegen sei, erklärte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. „Noch ist das Basisszenario des Markts, dass es keine weitere Eskalation geben wird“, das könne sich aber jederzeit ändern.