Landwirte düngen weniger –
doch noch reicht das nicht

Grenzwert-Überschreitungen wurden reduziert – CDU fordert Überarbeitung der Regeln

Ausgabe vom 16.04.2024
Seite 7
und elmar stephan


Gülle per Traktor: In Niedersachsen wird weniger Dünger ausgebracht, doch die Ziele seien noch nicht erreicht, sagt Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne).Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Hannover. Bei der Belastung der Böden und Gewässer in Niedersachsen durch landwirtschaftliche Düngung sieht Landesagrarministerin Miriam Staudte einen positiven Trend, aber das Ziel noch nicht erreicht. „Es besteht weiterhin Handlungsbedarf“, sagt die Grünen-Politikerin am Montag bei der Vorstellung des aktuellen Nährstoffberichts in Hannover. „Bezüglich der Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern kann ein positiver Trend leider noch nicht flächendeckend verzeichnet werden – bei einer Minderzahl der Messstellen gibt es sogar signifikant steigende Werte“, so die Ministerin.

Cloppenburg überschreitet
den Höchstwert

Immerhin: Nur noch der Landkreis Cloppenburg überschreitet mit 189 Kilogramm Stickstoff je Hektar den in der Düngeverordnung des Bundes festgelegten Höchstwert der Stickstoff-Aufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln. Diese Grenze liegt bei 170 Kilogramm Stickstoff. Im vorherigen Bericht hatten noch zwei Landkreise rechnerisch die Grenze überschritten – die Landkreise Cloppenburg und Vechta.

In fünf Landkreisen (Cloppenburg, Emsland, Grafschaft Bentheim, Oldenburg, Vechta) und der kreisfreien Stadt Delmenhorst ergibt sich laut Nährstoffbericht zudem ein rechnerischer Überschuss der Phosphat-Aufbringung von insgesamt rund 4058 Tonnen Phosphat. Im Vorjahresbericht waren es noch 18 Landkreise.

Der Dung- und Gärrestanfall aus der Tierhaltung und den Biogasanlagen ist erneut gesunken. Der zum elften Mal vorgelegte Nährstoffbericht erfasst sowohl die gemeldeten ausgebrachten organischen Düngemengen aus Biogasanlagen, Schweine- und Rindergülle sowie Geflügelmist als auch den mineralischen Stickstoffdünger. Der Meldezeitraum erstreckt sich vom 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sieht die Entwicklung positiv: „Organischer Dünger kommt für die Pflanzenernährung immer effektiver zur Anwendung“, sagt Gerhard Schwetje. Durch eine an dem Bedarf der Pflanzen orientierte Düngung würden mögliche Einträge in das Grundwasser vermieden – und das nahezu flächendeckend auf Kreisebene.

Landvolk beklagt
Ertragsrückgänge

Auch das Landvolk lobt das Erreichte: Nahezu überall in Niedersachsen habe sich das Stickstoff-Düngesaldo enorm verringert. „Der Einsatz von mineralischem Dünger wurde mit minus 56 Prozent um weit mehr als die von der EU-Kommission geforderten minus 20 Prozent gesenkt, die Stickstoff-Bilanzüberschüsse gar um minus 90 Prozent“, erklärt Landvolk-Präsident Holger Hennies. „Unsere Landwirte haben ihre Hausaufgaben bereits erledigt.“

In den sogenannten „Roten Gebieten“ sei zudem die Grenze des Machbaren bereits überschritten. „Hier muss 20 Prozent unterhalb des Bedarfs der Pflanze gedüngt werden, dies führt inzwischen vielerorts zu spürbaren Qualitätsverschlechterungen und zu Ertragsrückgängen“, so Hennies.

Auch die CDU setzt sich für eine Überprüfung der düngerechtlichen Einschränkungen ein. Warum der Bericht trotz anerkennenswerter Zahlen „hohe landwirtschaftliche Nährstoffeinträge“ beklage, sei nicht ersichtlich, sagt der Landtagsabgeordnete Uwe Dorendorf. „Wir fordern deshalb weiterhin die dringend notwendige Einführung des Verursacherprinzips im Düngerecht, um nicht nachvollziehbare Beschränkungen aufzuheben“, so der CDU-Politiker.