Hoeneß dementiert Stimmenkauf

Bayerns Ehrenpräsident sagt im „Sommermärchen“-Prozess aus – „Fifa war damals ein korrupter Haufen“

Ausgabe vom 16.04.2024
Seite 8


Bekräftigt erneut, dass die WM 2006 nicht gekauft war: Uli Hoeneß.Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Frankfurt/Main. Uli Hoeneß dementierte einmal mehr einen möglichen Stimmenkauf für die Fußball-WM 2006 und flocht seinem gestorbenen Freund Franz Beckenbauer posthum einen Lorbeerkranz. Doch Licht ins Dunkel der „Sommermärchen“-Affäre konnte auch der langjährige Patron des FC Bayern München bei seiner rund 90-minütigen Zeugenaussage am Montag vor dem Landgericht Frankfurt am Main nicht bringen.

Er wisse nichts über den Verwendungszweck der 10 Millionen Schweizer Franken, die 2002 als Darlehen des französischen Unternehmers Robert Louis-Dreyfus auf einem Konto des mittlerweile verstorbenen Beckenbauer gelandet und von dort nach Katar an den damaligen Fifa-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam weitergeleitet worden waren.

„Wofür das Geld war, weiß ich nicht“, sagte Hoeneß am vierten Verhandlungstag des „Sommermärchen“-Prozesses, in dem sich die ehemaligen DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten müssen.

Sie sollen eine im April 2005 erfolgte Zahlung an den Weltverband Fifa in Höhe von 6,7 Millionen Euro unrechtmäßig als Betriebsausgabe deklariert und damit die Steuer für das Jahr 2006 um rund 13,7 Millionen Euro verringert haben. Alle drei Angeklagten weisen den Vorwurf strikt zurück. „Ich bestreite energisch, dass der DFB das Geld als Entschuldung von Franz Beckenbauer zurückgezahlt hat“, sagte der frühere DFB-Präsident Zwanziger in der Verhandlung.

Hoeneß schloss bei seinem Zeugenauftritt einmal mehr aus, dass die dubiose Millionenzahlung aus dem Jahr 2002 möglicherweise für einen Stimmenkauf für die WM 2006 verwendet wurde. „Die Fifa war damals ein ziemlich korrupter Haufen. Da konnte man schon darüber nachdenken, eine WM zu kaufen. Aber ich bin heute noch davon überzeugt, dass der DFB und Deutschland das nicht gemacht haben“, sagte er.

Trotz seiner Freundschaft zu Beckenbauer und Louis-Dreyfus habe er mit beiden allerdings nie über die Vorgänge und deren Hintergründe gesprochen. „Neugierig bin ich nur, wenn es um Dinge des FC Bayern oder um mich geht. Ich habe nicht nachgefragt, wofür das Geld war. Es war ein Tabuthema“, erklärte Hoeneß.

Beckenbauer hatte in einer Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Jahr 2016 erklärt, die 10 Millionen Schweizer Franken seien eine Art Provision gewesen, um vom Weltverband Fifa einen WM-Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken zu erhalten. Er sei aber nicht der Empfänger des Privatdarlehens von Louis-Dreyfus gewesen. „Ich habe keinen Schuldschein unterschrieben“, sagte Beckenbauer damals laut dem Vernehmungsprotokoll, das am Montag verlesen wurde.

Er habe sich zwar der Sache annehmen wollen, weil der DFB die 10 Millionen Schweizer Franken nicht an die Fifa zahlen wollte, sagte Beckenbauer 2017. Sein damaliger Berater Robert Schwan habe ihm jedoch davon abgeraten und sich selbst darum gekümmert. Wofür das Geld verwendet wurde, ist bis heute unklar. Auch Hoeneß konnte nichts zur Aufklärung beitragen. „Ich habe keine Kenntnisse über diesen Vorgang“, sagte er.