Hannover. 14 Jahre. So lange könnte Alexander Eissele noch Klarinettist bei den Lüneburger Sinfonikern sein. Doch ob es so kommen wird, hängt nicht allein von ihm ab. Denn das Orchester des städtischen Theaters ist in seiner Existenz bedroht. Das hat im vergangenen Jahr ein Gutachten deutlich gemacht, das aufzeigen sollte, wo an dem Haus gespart werden könnte. Das Ergebnis: Es kann kaum noch gespart werden.
Der Spardruck in Lüneburg ist hoch. Denn das Theater ist wie alle kommunalen Bühnen seit Jahren unterfinanziert. In Niedersachsen betrifft das noch die Städtischen Bühnen Osnabrück, das Schlosstheater Celle, das Deutsche Theater Göttingen und das Göttinger Sinfonieorchester, die Landesbühne Nord in Wilhelmshaven und das Theater für Niedersachsen in Hildesheim. Alle Häuser sind staatliche Bühnen, die in unterschiedlichen Anteilen vom Land und den jeweiligen Kommunen finanziert werden. Das unterscheidet sie vom hannoverschen Staatstheater, das allein vom Land getragen wird. Das zentrale Problem ist, dass die Zuschüsse seit Langem auch dann konstant bleiben, wenn die Tarife des öffentlichen Dienstes steigen. Im vergangenen Jahr sind die Personalkosten besonders stark gestiegen. In Lüneburg übersteigen die Kosten inzwischen regelmäßig die Einnahmen: Das jährliche Defizit beträgt eine Million Euro. Stadt und Landkreis wären bereit, ihren Anteil für das Theater zu erhöhen. Nun müsste das Land mitziehen. Ob es so kommt, entscheidet sich in den kommenden Wochen.
Klarinettist Eissele blickt trotz der aktuellen Unsicherheit zuversichtlich in die Zukunft. „Ich glaube ganz fest, dass es uns weiter geben wird“, sagte er. Der 53-Jährige führte am Dienstag eine Gruppe von Theaterleuten aus verschiedenen niedersächsischen Städten an, die die Politik vor dem hannoverschen Landtag auf ihre Probleme aufmerksam machen wollten. Auch der zuständige Kulturminister Falko Mohrs (SPD) hörte zu. Er sagt: „Die Haushaltslage ist schwierig. Wir machen, was möglich ist.“ Nach einem Befreiungsschlag klingt das nicht.