Wolfgang Bellmer fasziniert sein Publikum

Neuer Roman „Aufgescheucht“: Gut besuchte Lesung in der Stadtbücherei Holzminden

Ausgabe vom 19.06.2024
Seite 14


Scheucht auch mit wohlgesetzten Worten auf: Wolfgang Bellmer bei seiner Lesung in der Stadtbücherei.Axel Triestram
Wolfgang Bellmer und Heike Leupold begrüßten ein interessiertes Publikum zur Lesung in der Stadtbücherei.Axel Triestram

Holzminden. „Wolfgang Bellmer kann schreiben, seine Texte lassen die Leserinnen und Leser eintauchen in das Geschehen und die Gedankenwelten seiner Protagonisten. Man ist enttäuscht, wenn das Buch zu Ende ist“, so führte Heike Leupold in die Lesung mit Wolfgang Bellmer in der Stadtbücherei Holzminden ein.

Der inzwischen 84-jährige Autor hielt das Versprechen: Bellmer las einzelne Passagen aus seinem neuen, im Holzmindener Verlag Mitzkat erschienenen Roman „Aufgescheucht“, bei dem es um vier ältere Personen geht, die sich in der abgeschlossenen Atmosphäre einer luxuriösen Villa in ihrem Weltschmerz suhlen. Sie werden „aufgescheucht“ durch eine junge Prostituierte, die vor ihren brutalen Zuhältern in die Villa flüchten musste. Mit ihrer unverblümt ehrlichen und direkten Art bringt die junge Frau die Protagonisten dazu, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Authentische Monologe

Der Roman enthält viel Lokalkolorit und spielt auch an Holzmindener „Original-Schauplätzen“. Für ortskundige Leser ist es spannend, wie Bellmer diese bekannten Orte mit seinen Ideen und Handlungssträngen zusammenführt. Vor allem mit den authentisch-widersprüchlichen inneren Monologen konnte Bellmer das Publikum in der voll besetzten Stadtbücherei überzeugen.

Als Zugabe las Wolfgang Bellmer zwei Episoden aus seiner Biografie, die gerade in Arbeit ist und im kommenden Frühjahr in Buchform erscheinen wird. Dabei taucht er vor allem tief in Holzmindens erste Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Angesichts all dieser Erinnerungen, die Bellmer mit gekonnten Formulierungen zum Leben erweckt, gab er abschließend noch eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt ab, deren persönliche Atmosphäre er – gerade im Vergleich mit Berlin –, wo er aus familiären Gründen lebe, immer mehr zu schätzen weiß.

Im Anschluss an die Lesung signierte Wolfgang Bellmer seine Bücher, neben den aktuellen Romanen wurden ihm auch Elise-Bände vorgelegt, die offenbar nachhaltig beeindruckt haben.